Bericht zur StoryDrive 2013

Ein Veranstaltungsbericht von Michael Geidel.

Die Frankfurt StoryDrive steht für einen Einblick in neue Formen und Trends des Digital Storytelling. Dabei haben die Veranstalter der diesjährigen Konferenz selbst die Interaktivität beigebracht. Die Experten blieben an den 4 Motto- Tischen zwar dennoch größtenteils beim Feedback bis auf einige Publikumsfragen unter sich, aber mitdiskutieren und auch harte Kritik an den Rednern war erwünscht. Das Motto „Fiction is real“ wurde dabei von den 14 Speakern auf verschiedenste Weise aufgegriffen. Hollywoodgrößen wie Roland Emmerich aus vorherigen StoryDrives waren zwar nicht anwesend, aber Quentin Tarantinos Kameramann Ziad Doueiri hatte interessante Anekdoten über die Arbeit in Los Angeles im Gepäck und erzählte, wie er nur Dank seiner Unbeirrtheit seinen Film „The Attack“ realisieren konnte – sicher ein Vorbild für alle, die bei den neuen Wegen des Digital Storytelling zahlreiche Hürden überwinden müssen. Selbst Corey King, der inzwischen den Spitznamen „Mr. Augmented Reality“ führt, bewies trotz seines Erfolgs Bodenständigkeit. Ohne langen Trackrecord hat der Kanadier eine siebenstellige Summe für sein Augmented Reality Spiel „Clandestine Anamoly“ aufgetrieben und meinte offen, dass auch er noch Pionier ist und nicht wisse, wie man mit AR gutes Storytelling betreibt. So viel Mut zum Risiko auf Fundingseite würde den Pionieren hierzulande auch gefallen.

Nach der russischen Science Fiction Erfolgsgeschichte „Metro 2033“ von Dimitri Gluchowski, aus der inzwischen 40 Bücher und mehrere Videospiele entstanden sind und dem kontrovers diskutierten Projekt „RLF“ vom UFA Lab, bei dem eine reale Firma gegründet wird und der User durch Kauf von Markenartikeln das Occupy Movement unterstützen kann, zeigte John Mitchinson von Unbound aus UK auf, wie die Nutzer über eine Art Crowdfunded Publishing selbst bestimmen können, welche Bücher herausgegeben werden – zu ihrem Nutzen und dem der Autoren. Dies hätte sicher auch viele Autoren in den riesigen Hallen der Buchmesse interessiert. Obwohl die StoryDrive im Rahmen der Buchmesse und nur wenige Meter von altehrwürdigen Buchverlagen stattfindet, fühlte sich die Entfernung zu den Verlagen immer noch sehr groß an.

Nachdem alle im Wake-Up Call noch einmal an den Erfolg der aus dem Marketingbudget des Films bezahlten Transmedia-Kampagne von „Prometheus“ erinnert wurden und Creative Director Sarah Doole über die Erfolge von FremantleMedia im TV referierte, durfte nun auch ein deutsches Projekt die Bühne betreten: Netwars. Klaus Kinskis Sohn mimt einen Verkäufer, der jeden handelsüblichen Chip andere Funktionen geben und somit in eine Waffe verwandeln kann. Michael Grotenhoff von Filmtank breitet die Geschichte der realen Gefahr von Cyberterrorismus auf einer Vielzahl von Plattformen aus, von der linearen Doku für Arte, ohne der nichts geht, über eine Tablet-App, Ebooks, Webformate und Webdoku – Multi-Platform vom feinsten, erhoffen sich die Macher, die von Lena Thiele und zahlreichen Förderern unterstützt werden. Nach einem erfrischenden Ausflug ins Management von linker und rechter Gehirnhälfte mit dem IBM-Mathematiker und Philosoph Gunter Dueck und einer Neuauflage für ein stationäres VR-Produkt, durften die Pioniere des Businessplans hinter Transmedia ran. Triona Campbell von beActive stellte ihre neues Projekt „Collider“ vor, das erst einmal keine Förderung erhielt und sich dann nach dem bewährten beActive-Rezept über Webisodes, Comicbooks, Apps, Videogames schließlich zum Kinofilm vorgearbeitet hatte, nachdem die Fanbase schon da war. Der Kinofilm sollte nur wenige Tage später auf dem London Film Festival Premiere feiern, nachdem dort beim Cross-Media-Forum der Showcase ebenfalls vorgestellt wurde. Zum Abschluss wurde wie zu Beginn schon Hollywood-Glamour aufgetragen. Gut zu wissen, dass die Chefs in Hollywood auch nicht weiter sind als die Chefs hierzulande. Kreative suchen und finden neue Modelle ihre Projekte zu verwirklichen, selbst wenn das Silicon Valley zum großen Einflussfaktor wird.

Die Verbindung vom Buch zum Bewegtbild und Digital Storytelling wurde bei der StoryDrive wieder deutlich, denn eine gute Geschichte ist der Kern aller Dinge, egal wo und wie die Geschichte erzählt wird. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, als StoryDriver wie ein kleiner Rebell von der großen Mutter Buchmesse argwöhnisch betrachtet zu werden. Aber die Annäherung kommt in langsamen Schritten, schade nur, dass die Konferenz im dritten Jahr leider auf einen Tag verkleinert wurde.

Michael Geidel